Montag, 15. Februar 2010
Was vom Jahre übrig blieb:
Meine Comic-Favoriten 2009 – Platz 8

Prosopopus

Text und Grafik: Nicolas de Crécy
Verlag: Reprodukt

© Dupuis 2009, by de Crécy
© 2009 Reprodukt


"The Angriest Dog in the World", der Comic von David Lynch, wirkt auf den ersten Blick nicht unbedingt wie ein Comic von David Lynch. "Prosopopus" dagegen wirkt exakt wie ein Comic von David Lynch, ist aber von dem französischen Zeichner und Trickfilmer Nicolas de Crécy. In einem fiebrig hingestrichelten New York wird auf offener Straße ein mächtiger Mann erschossen. Der Täter kann fliehen. Wenig später aber sucht ihn eine seltsame Gestalt heim: ein obszön fleischiger Riesenteddy mit Windel und Clownsgesicht. Während dieser "Prosopopus" als Lover, Schutzengel und Richter agiert, erfahren wir die Vorgeschichte – ohne dass im gesamten Band eine einzige Sprechblase aufpoppt. Wer de Crécys wortlosen Comic nicht verstörend genug findet, dem beschert spätestens Laetitia Bianchis beigefügter Text zur "Historie" des Prosopopus eine Gänsehaut.

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Samstag, 13. Februar 2010
Was vom Jahre übrig blieb:
Meine Comic-Favoriten 2009 – Platz 9

Hector Umbra

Text und Grafik: Uli Oesterle
Verlag: Carlsen

© 2009 Carlsen Verlag GmbH

"La Bohème" auf LSD: In Uli Oesterles Graphic Novel um einen unfreiwilligen Detektiv und eine Verschwörung unsichtbarer Großkopferter wird gebechert, geraucht, getanzt und geliebt, Kunst an der Staffelei und am DJ-Pult fabriziert, vor allem aber ein München erkundet, dass mehr mit Twin Peaks und Orpheus' Unterwelt gemein hat als mit Hofbräuhaus und Wiesn. Trotz vieler Verweise auf reale Wahrzeichen und Szene-Hotspots umschifft der wunderbar dunkelbunt kolorierte Mysterykrimi die Klippen des Regionalhumors. Stattdessen erschafft Oesterle die Isarstadt neu, ohne Lineal und auch sonst ziemlich schräg. Das erste Kapitel erschien 2003 als Album bei Edition 52, das komplette Werk sechs Jahre später bei Carlsen. Die Zeitspanne macht deutlich, wie es um die Möglichkeiten der Comic-Produktion in Deutschland bestellt ist. Um so erfreulicher aber, dass "Hector Umbra" auch zeigt, was in deutschen Comics möglich ist.

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Freitag, 29. August 2008
L.A. Cucaracha
Simon Olivers "Exterminators"

"Schon fasst einer, der voran,
Onkel Fritzens Nase an"

Wilhelm Busch:
Max und Moritz



Scharfe Schaben: Das coolste Cover der Serie,
gezeichnet von Philip Bond
-- "The Exterminators #20" --

(© 2007 Simon Oliver and Anthony M. Moore)


"The Exterminators" ist die großartigste schlechte Serie, die ich je gelesen habe.

"Headshaking Fun" nennt das US-Magazin "Entertainment Weekly" so etwas: Man schüttelt beim Lesen den Kopf, vor allem über sich selbst, weil man sich bei diesem absurden Sex-and-Violence-Epos über weite Strecken doch sehr gut und nicht selten sogar intelligent unterhalten fühlt. Im Mai ist Band 1 der DC-Vertigo-Serie auf Deutsch als "Exterminators: Käferkiller" bei Panini erschienen.

Den Weltuntergang in Los Angeles beginnen zu lassen, ist keine neue Idee, und sicher kommt die Apokalypse auch nicht zum ersten Mal in Form von Insektenscharen dahergekrabbelt. Den ganzen Schlamassel als Seifenoper unter Kammerjägern zu erzählen, macht es schon origineller, erst recht, wenn bei dieser Truppe ein schwarzer Cowboy-Buddhist, ein ehemaliger Arzt der Roten Khmer und eine belesene Prostituierte mitmischen. [...]

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