Samstag, 13. Februar 2010
Was vom Jahre übrig blieb:
Meine Comic-Favoriten 2009 – Platz 10

Helden ohne Skrupel 9: Östlich von Roswell

Text: Yann
Grafik: Conrad
Verlag: Finix Comics

© Dargaud Benelux (Dargaud-Lombard S.A.) 2002 Yann/Conrad/Constant
© Finix Comics

Nicht der einzige Versuch einer Semi-Funny-Serie für Erwachsene, aber der mit Abstand aggressivste, klügste und schönste: Das Ich (der raubeinig-romantische Kapitän Mac), das Es (der zugleich triebhafte und kindlich-unschuldige Gnom Tim) und das Über-Ich (der ewig nörgelnde Wandschrankschwule Tony) irren durch die Welt und suchen Liebe. Dabei treffen sie auf Sado-Maoisten, Filmstars und – jetzt – Außerirdische. Carlsen brach das garstige Epos 2002 mittendrin ab, nun geht das Abenteuer beim speziell für solche Interruptus-Serien gegründeten Vereinsverlag Finix weiter: Mac hält in New Mexico Ausschau nach seinem mit der chinesischen Killerin Alix gezeugten Töchterchen Jade. Am Schluss ist Mac happy, Tony defloriert und die kleine Jade mehr oder weniger Schuld an der Entstehung von Scientology. Großartiges Zeug. Zum Glück kommen noch zwei Bände.

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Freitag, 12. Februar 2010
"Frohes neues Jahr!"...

...kann ich jetzt natürlich nicht mehr rufen. Dafür aber vielleicht:

"Frohes letztes Jahr?"

In den letzten Wochen habe ich intensiv darüber nachgedacht, ob ich dieses Blog weiter betreiben soll und wenn ja, wie?

Als ich 2007 mit dem "Comic-Neurotiker" begann, hatte ich erstens mehr Zeit und floh zweitens vor meinem damaligen privaten Frust nur zu gern in die Arbeit an diesem Blog. "Hey, ich tue etwas für das Medium, das ich seit dem Kindergarten liebe", sagte ich mir damals. Nun, 'ne Menge andere Leute tun 'ne Menge mehr dafür und sie tun es besser.

Doch auch als Leser hatte ich mich im vergangenen halben Jahr fast komplett von den Comics verabschiedet. Lieber schaute ich nächtelang gute US-Serien wie "The Wire" (übrigens eine der Lieblingsserien von Alan Moore) oder "Mad Men" auf DVD. Und, Leute, glaubt es mir: Wenn es eine Sucht gibt, die geistig gesünder macht, dann die nach intelligenten TV-Serien. (Falls sich jemand fragt: Ja, auch Popcorn kann man intelligent zubereiten. Soll heißen: Fünf Staffeln "Lost" am Stück machen mächtig Laune!)

Und dann begann ich zum Jahresende, endlich doch die Comics zu lesen, die ich Monate zuvor gekauft und einfach ins Regal gestellt hatte – was ich jetzt in vielen Fällen bereute.

Allein schon die frischen Franzosen Blutch und Bravo sind einfach zu gut, als dass ich meine Klappe halten könnte. Und es gab ja 2009 noch so viel andere vortreffliche Comics. Darum werde ich ab morgen nun ein Jahr lang wieder über Comics schreiben, die mich fasziniert, unterhalten oder geärgert haben. Habe ich nach diesem Jahr keine Lust mehr, ist Schluss.

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Montag, 31. August 2009
Was ich diesen Monat aus Comics gelernt habe
(August 2009)

Ja ja ja, ich mach bald auch mal wieder was Längeres.

Bis dahin: drei weitere Einträge in der beliebten Rubrik!
  1. Wechselt man das Wasser eines Kinderplanschbeckens längere Zeit nicht aus, so bildet sich darin ein kleines Biotop, in dem sich sowohl Schimmelpilze als auch größere Lebewesen wie der Ruderfußkrebs wohlfühlen.
  2. Pedrosa: auto-bio, Reprodukt 2009

  3. Gegen Wilden Wein auf Mauerwerk hilft Dieselbenzin.
  4. a. a. O.

  5. Die Laute eines Fuchses nennt man "Keckern".
    a. a. O.

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Dienstag, 4. August 2009
Was ich diesen Monat aus Comics gelernt habe
(Juli 2009)
  1. Zwei der populärsten französischen Kindersendungen um 1970 waren "Les Aventures de Saturnin" über ein vernunftbegabtes Entenküken und andere sprechende Tiere...





    ...und "Pépin la bulle" über einen Knaben, der sein belebtes Spielzeug in Zauberseifenblasen auf Reisen schickte.
  2. Regnaud/Bravo: meine mutter ist in amerika und hat buffalo bill getroffen, Carlsen 2009

  3. Noch in den 70er-Jahren nannten viele Elsässer die übrigen Franzosen "Karnickel", weil diese 1940 beim Angriff der Nazis wie nämliche Nagetiere davongerannt seien.
  4. Blutch: Der kleine Christian, Reprodukt 2009

  5. Und der Kalenderspruch des Monats: Grausamkeit gegenüber Miezekätzchen ist das sicherste Anzeichen psychopathischer Verderbtheit.
  6. Millionaire: Billy Hazelnuts, Fantagraphics 2005

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Sonntag, 28. Juni 2009
Die große Überfahrt (nach nebenan)

"Wie viel Bewegung wird hervorgebracht
durch das Streben nach Ruhe!"

Marie von Ebner-Eschenbach

Ich sollte jetzt vielleicht von einer "kreativen Auszeit" sprechen. Aber erstens habe ich nie verstanden, ob damit eine Auszeit vom oder zum Kreativsein gemeint ist und zweitens habe ich bessere Ausreden dafür parat, weshalb hier seit Anfang April nichts passiert ist.

Zunächst, sehr frei nach Lichtenberg, ein guter Rat: Wer lärmige Nachbarn hat und zwei Paar extrem wertvoller Hosen, mache ein Paar zu Geld und suche sich eine neue Wohnung.

Okay, das liest sich jetzt noch bescheuerter als es in meinem Kopf klang...

Jedenfalls: Wegen zu viel Remmidemmi und einem halben Dutzend anderer Gründe habe ich in der "schönsten Stadt der Welt ein gutes Jahr nach einer besseren Bleibe gesucht und sie schließlich keine hundert Schritte von der alten entfernt gefunden.

Nach dem Umzug (bei dem sich drei Möbelbeförderungsfachleute als Comic-Kenner entpuppten) glaubte dann erst einmal mein Internet-Provider beweisen zu müssen, dass er nicht ohne Grund nach der Heldin eines surrealen Kinderbuchs benannt ist.

Und dann stand die Comic-Sammlung endlich hier drüben und das Netz lief wieder und ich stellte beschämt fest, dass ich seit fast zwei Monaten keinen Comic mehr gelesen und somit wenig zu sagen hatte. Um so peinlicher, als ich während des Umzugs etwa zwei Dutzend ältere und moderne Comic-Klassiker in den Händen hielt, deren Lektüre ich immer wieder verschoben hatte. Dazu kommen noch diverse Sekundärwerke, die ich ebenfalls längst gelesen haben wollte sowie ein Haufen jungfräulicher Zeichentrick-DVDs.

Gleich nach dem Umzug heißt es hier deshalb schön paradox: "Back to the roots!" In den folgenden Monaten werde ich mehr über Klassiker und Sekundärliteratur schreiben als bisher.

Außerdem widme ich mich der wichtigen Frage: Wie ordnet man Comics am besten im Regal?

Doch, ehrlich. Oder findet Ihr das einfach?

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