

Auf der Flucht vor der deutschen Polizei, kommt
Reporter Tim zu seiner markanten Frisur.
Aus: "Tim im Lande der Sowjets" (1929)
(Art © Hergé/Moulinsart. Translation © Carlsen Verlag)
Knopfaugen, Comic-Krawatte, Hosenbund hoch überm Bäuchlein: Hätte mir jemand erzählt, Michael Farr wäre nicht nur "Tim & Struppi"-Experte, sondern zudem Spezialist für "Mecki", ich hätte es bei Farrs Lesung am Freitagabend glatt geglaubt. Der britische Journalist, Jahrgang 1953, ist neben Benoît Peeters wohl der bekannteste Tintinologe: Er erforscht Entstehung und Hintergründe der Comic-Serie "Tim & Struppi" (im Original: "Les aventures de Tintin") und die Biographie ihres Schöpfers Georges Remi alias "Hergé" (1907–1983). Sein Buch "Auf den Spuren von Tim & Struppi" ist bereits im Dezember 2006 im Hamburger Carlsen-Verlag erschienen, der ja seit 1967 auch die "Tim"-Alben herausgibt.
Anlässlich des bevorstehenden hundertsten Geburtstags von Hergé am 22. Mai hielt Farr am Freitag, 27. April 2007, im Foyer des Carlsen-Verlages einen Vortrag zum Buch. Dabei bescherte die schön altmodisch per Overhead-Projektor illuminierte Rede dem Publikum allerdings auch kuriose Erkenntnisse, die so nicht in dem schmucken Hardcover stehen. [...]

"Mission Fünfter Streich" von Jan Bintakies
im "Ilsemann"-Sonderheft.
(© Jan Bintakies)
"Eins, zwei, drei, im Sauseschritt, läuft die Zeit", und dieser lahmarschige Blogger hier kommt nicht mit. Egal: Seit letztem Sonntag, 15. April 2007, gibt es nach gefühlten 175 Jahren endlich wieder eine Ausgabe des hannoverschen Comic-Magazins "Ilsemann". Oberthema des Sonderheftes ist der diesjährige 175. Geburtstag von Comic-Opa Wilhelm Busch.
Am besten gefallen mir die Beiträge von Bintankies, Schütz und Teuber, die sich auch am engsten am Heft-Thema "Wilhelm Busch" orientieren. Außerdem mit dabei sind die Zeichner Gernod Gayk, Melvin, Michael Fredrich, Jörn Krug, Gregor M. Hoffmann, Kim Schmidt und unter dem Pseudonym "Ron Kruse" auch der Comic-Neurotiker Ihres Vertrauens. Textbeiträge gibt's von Katinka Kornacker und Herausgeber Manfred Ilsemann.
Die "Ilsemann"-Sonderausgabe liegt (ich hoffe mal: noch) in ausgewählten Gastronomiebetrieben sowie den hannoverschen Comic-Läden und im Historischen Museum Hannover aus, in dessen Ausstellung "Wilhelm Buschs Enkel" momentan auch weitere Arbeiten der "Ilsemann"-Zeichner zu sehen sind.
Ansonsten kann man das Heft, so lange der Vorrat reicht, natürlich beim Herausgeber persönlich bestellen.

Zeichner Stephan Probst ehrt den Über(groß)vater Wilhelm Busch.
(© Stephan Probst)
Zwölfe schlug's, als ich am Sonntag, 15.April 2007, die Eröffnungsfeier der Comic-Ausstellung "Wilhelm Buschs Enkel" im Historischen Museum Hannover besuchte. Als Aufhänger diente natürlich der 175. Geburtstag des Zeichners und Dichters, anlässlich dessen auch zwei Ausstellungen im lokalen Wilhelm-Busch-Museum stattfinden.
Eigentlich alles wunderbar: Das Historische Museum liegt zwischen Leine-Ufer und Altstadt in einem der hübscheren Teile meiner alten Heimat Hannover(hüstel), am Sonntag lachte die Sonne, und die Ausstellung selbst taugte auch was. Nur die Eröffnung nicht. [...]
Ich wusste aber weder, dass sein Roman "Breakfast of Champions" mehrere eigene Illustrationen enthält, noch dass Vonnegut auch auf seiner Website kleine Cartoons veröffentlichte.
Auf der Startseite sieht man seit dem Tag nach seinem Tod eine sehr charmante Todesanzeige, die Vonnegut offenbar prophylaktisch selbst gezeichnet hatte.
Als Kulturbanause habe ich nur sein bekanntestes Buch gelesen, die Antikriegssatire "Schlachthof 5", schrecklich und schrecklich komisch. Damals (frühe 90er, Uni-Zeit) habe ich nach der Lektüre monatelang alle mit dem im Roman hartnäckig wiederkehrenden Satz "So geht das" genervt: Vonneguts lakonischem Statement zum Tod.
Bei einer Kurzrecherche stellte ich jetzt fest, dass 1.) Vonnegut ein Kultautor mit ziemlich attraktiven Fans war und 2.) dass er laut Wikipedia bereits "Schlachthof 5" selbst illustriert haben soll.
Hm.
Als ich das Buch daraufhin jetzt noch einmal zur Hand nahm, fand ich darin nur die Zeichnung eines Grabsteins mit einem vergnügten Engelchen. Der Grabstein trägt die Aufschrift:
"Alles war schön, und nichts tat weh."
dann legen sie sich um
Bill Willinghams Serie "Fables" (Teil 3 von 3)
"Stage Five: Extraction.
After completion of all objectives, return to the extraction point [...].
The beanstalk should have fully deployed by the time you reach it.
Plant the remaining bombs at its base in places of concealment to avoid detection from any forces that might give chase.
Be sure to activate the radio detonator while in the Empire dimension
to ensure a good signal."
Aus: "Fables [8]: Wolves"
(© 2006 Bill Willingham and DC Comics)

Wolf, Whiskey und Mowgli: Ein Beispiel für den schattenbetonten Zeichenstil des Teams Buckingham/Leialoha.
Aus "Fables [8]: Wolves"
(© 2006 Bill Willingham and DC Comics)
(Fortsetzung von Teil 2)
"Fables" ist nicht "Shrek": Der Autor Bill Willingham parodiert Märchen nicht, er persifliert sie, spinnt sie satirisch fort oder erfindet sie ironisch neu – als "wahre Geschichte" hinter der Kinderbuchfassade. Vor allem aber nutzt er sie für ein intelligentes Spiel mit Mythen und Archetypen im Rahmen moderner Genreerzählungen. Auf die Detektiv-Story von Band 1 folgt in Band 2 eine Geschichte um Verschwörung und Rebellion. Band 3 beginnt mit einem kurzen Thriller um einen meisterhaft geplanten Einbruch und wird dann zum Mix aus Actionthriller und romantischer Komödie. In späteren Bänden folgen Kriegsabenteuer und jede Menge Seifenoper.
Band 2 ("Animal Farm", dt. "Farm der Tiere") beginnt mit Snow Whites alljährlichem Inspektionsbesuch auf der "Farm". Hier leben (siehe Teil 1 dieses Textes) jene Märchenwesen, die keine menschliche Gestalt annehmen können oder wollen. Kaum angekommen, stellt "Miss White" fest, dass zwei der drei kleinen Schweinchen einen Putsch planen, maßgeblich unterstützt von der zunehmend soziopathischen Tiersympathisantin Goldilocks (Goldlöckchen). Wenig später verliert das erste Tierchen den Kopf und Snow White ist auf der Flucht. [...]