Mittwoch, 17. Februar 2010
Was vom Jahre übrig blieb:
Meine Comic-Favoriten 2009 – Platz 6

Der kleine Christian

Text und Grafik: Blutch
Verlag: Reprodukt

© 1998,2008 Blutch & L'Association
© 2009 Reprodukt

Im Januar 2009 gewann Blutch die höchste Auszeichnung des Comic-Festivals von Angoulême. Im Januar 2010 leitet er die Jury dieser renommiertesten aller Neunte-Kunst-Sausen. Dazwischen kam er in Deutschland an. Endlich. Denn wie sein virtuos zwischen Zeichenstilen und Zeichenebenen wechselndes Adoleszenz-Epos "Der kleine Christian" beweist, hat der in Frankreich seit Ende der 80er erfolgreiche Künstler uns eine Menge zu sagen. Mit "uns" meine ich weniger "uuuns Deutsche" – wobei der Grundschüler Christian als Elsässer diesen Nachbarn und Filmschurken mit höchst komplexen Gefühlen begegnet. Nein, mit "uns" meine ich vor allem die "Generation Yps", die heute einen großen Teil der Graphic-Novel-Käufer stellen und sich im 70er-Jahre-Kind Christian sofort wiedererkennen dürfte. Nicht allein, wenn Christian die "Yps"-Vorlage "Pif Gadget" verschlingt, sondern auch wenn er als Lucky Luke den Rhein überquert (mental, auf Papas Rücksitz) oder sich in die Umkleidekabine der "Drei Engel für Charlie" fantasiert.* Àpropos Frauen: Um sie geht es in der zweiten (zehn Jahre später entstandenen) Hälfte des Bandes dann ausschließlich. In einer zum Weinen komischen Szene erklärt ein imaginierter Marlon Brando dem Teenie Christian die Liebe ("Ich seh's vor mir: Du gehörst zu denen, die den Frauen hinterherhecheln. Wuff! Wuff!"). Blutch, der als Christian Hincker im Elsass aufwuchs, behauptet übrigens, all das sei keineswegs autobiografisch. Das nimmt seinen Geschichten nichts von ihrer Wahrheit.

* Daneben stehen natürlich viele Anspielungen auf französische Popkultur, die in den sehr
hilfreichen Anmerkungen erklärt werden.


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