Dienstag, 16. Februar 2010
Was vom Jahre übrig blieb:
Meine Comic-Favoriten 2009 – Platz 7

Aufzeichnungen aus Birma

Text und Grafik: Guy Delisle
Verlag: Reprodukt

© 2007 Guy Delcourt Productions – Delisle
© 2009 Reprodukt

Das Fest des Wassers. Die Straße der Tinte. Die Stadt der Fixer.
Nein, man kann wirklich nicht behaupten, dass Guy Delisle in seinen "Aufzeichnungen aus Birma" nur das erzählt, was man schon aus den Nachrichten kennt. Nachdem das globalisierte Trickfilmbusiness den Kanadier nach China und Nordkorea verschlagen hatte, folgte er 2005 seiner für "Ärzte ohne Grenzen" arbeitenden Frau samt dem kleinen Sohn nach Rangun (zwei Jahre vor dem "Aufstand der Mönche" und dessen Niederschlagung). Seine dritte Comic-Reportage aus einer fernöstlichen Diktatur liest sich süffiger als die Vorgänger. Statt großer Bögen bevorzugt er nun knackige Episoden, der raue Strich und die lockeren Layouts sind einem sauberen, aufgeräumten Look gewichen. Kein Zufall: Delisle will so den sauberen, aufgeräumten Look dieser brutalen Diktatur wiedergeben. Er mache keine Dokus, sagt der Künstler: "Ich schildere die Länder so, wie ich sie gesehen habe". Als junger Vater ist sein Blick milder geworden. Über die höfliche Gängelung "ausländischer Gäste" reflektiert er nur am Rande. Verglichen mit dem schwermütigen "Shenzhen" und dem aggressiven "Pjöngjang" ist dies nur "Delisle light" – aber just deshalb der ideale Band für Delisle-Einsteiger.

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