Samstag, 27. Oktober 2007
Moebius' Bande
Zur Doku "Moebius Redux" (Arte, 27.10. um 23:25 Uhr)
So, liebe "Sexy Sport Clips"-Gucker, ihr verkneift Euch jetzt bitte Witze über den deutsch-französischen Kulturkanal. Ich für mein Teil sehe meine TV-Gebühren bei Arte nämlich ausnahmsweise mal gut angelegt und möchte hier deshalb auf den letzten Drücker noch einen ganz wichtigen Fernsehtipp loswerden:

Heute um 23.25 Uhr zeigt Arte die coole Doku "Moebius Redux – Ein Leben in Bildern", die ich mir anderweitig bereits zu Gemüte führen durfte.

Noch einmal hergehört, "Sexy Sport Clips"-Gucker, ich erkläre das kurz: Monsieur Moebius, der eigentlich Jean Giraud (* 1938) heißt, hat mit Science-Fiction-Stories wie "Arzach", "Le Garage hermétique" und "John Difool" das Comic-Medium sowie das Filmdesign revolutioniert, aber netterweise mit "Blueberry" auch noch die beste Western-Comic-Serie aller Zeiten gezeichnet.

Der Doku-Regisseur Hasko Baumann schubst in "Moebius Redux" außer dem gut gelaunten Meister lui-même jede Menge Prominenz vor die Kamera: unter anderem Weggefährten wie Philippe Druillet und Enki Bilal, den Schweizer Gruselwuseldesigner H. R. Giger (der mit Moebius an "Alien" arbeitete), den unvermeidlichen Marvel-Papst Stan Lee oder die jüngeren US-Zeichner und Moebius-Fans Mike Mignola ("Hellboy") und Jim Lee ("Batman: Hush"). Überrascht war ich von einem erstaunlich lässigen Auftritt des "John Difool"-Autors Alejandro Jodorowsky, der in Interviews sonst schon gern mal das größenwahnsinnige Künstlergenie gibt.

Für Comics- und Popkultur-Freunde ist die Doku also ein absolutes Schmankerl, zwei kleine Kritikpunkte hätte ich dennoch:

Erstens erfährt man zwar allerlei über Moebius' Leben (einschließlich seiner Zeit in einer New-Age-Sekte), über seine Ideen und die Rezeption seines Oeuvres, über den Akt des Zeichnens aber hört man relativ wenig. Das ist schade, zumal Moebius' Fähigkeit, spontan und ohne Referenzmaterial Comic-Panoramen zu zeichnen, selbst unter Profis als geradezu übernatürlich gilt.

Zweitens fehlen mir die distanzierten Urteile von Kunsttheoretikern, Popjournalisten und Comic-Historikern. Natürlich ist es toll, dass hier so viele Comic-Künstler selbst zu Wort kommen, Interviews mit externen Experten hätten das gute Porträt jedoch abgerundet.

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