Samstag, 15. September 2007
Magie ohne Masterplan
Im Labyrinth der Fantasy-Serie "Donjon"
(Teil 2 von 2)
(Fortsetzung von Teil 1)


Killerin Alexandra sucht Trost bei Professor Cormor.
Aus: "Donjon -84: Nach dem Regen"

(© 2006 by Guy Delcourt Productions;
dt. Ausg.: © 2007 Reprodukt)


Wenn Joann Sfar und Lewis Trondheim viermal gefragt werden, wie ihre "Donjon"-Geschichten entstehen, geben sie vier unterschiedliche Antworten. Doch, so viel scheint sicher, offenbar ist es meistens Sfar, der die Grundidee eines neuen Albums liefert. In langen Telefongesprächen spinnen beide Autoren dann das Szenario aus. Beim eigentlichen Schreiben folgen sie keiner festen Arbeitsteilung: Mal liefert Sfar mehrseitige Zusammenfassungen, die Trondheim nur im Detail verändert, mal arbeiten sie sich abwechselnd Seite für Seite durch das Album, so dass auf eine reine Sfar-Seite eine Seite purer Trondheim folgen kann. Der französische "Donjon"-Verleger Guy Delcourt, verrät Sfar in einem "BD Paradiso"-Interview, "foppt uns manchmal ein bisschen, indem er sagt, Lewis wäre Fred Astaire und ich Ginger Rogers." Grundsätzlich skizziert Trondheim nach dem Erstellen des Szenarios Seitenlayout und Bildaufbau – selbst dann, wenn nicht er oder Sfar, sondern einer ihrer zahlreichen Gastkünstler das Album zeichnet.

"Donjon", meint Trondheim, sei inzwischen "ein Monster geworden, ein sympathisches Monster, aber eines, dass niemals einer allein hätte erschaffen können." Als er und Sfar neben der Urserie "Donjon" (alias "Donjon Zenit") Serien über Vorgeschichte ("Donjon Morgengrauen") und Untergang ("Donjon Abenddämmerung") ihrer Fantasy-Festung starteten, deuteten sie durch die eigenwillige Nummerierung der Alben an, dass die gesamte Geschichte 300 Alben umfassen würde (dazu später mehr). Auf Nachfragen, ob sie dass denn ernst meinten, "sagten wir zunächst immer nein", erzählt Trondheim auf "BD Paradiso", "aber inzwischen denken wir: warum nicht?" In erster Linie ginge es den Autoren jedoch einfach darum, Spaß zu haben.

"Donjon" liegt kein bis ins letzte Detail durchdachtes Konzept zu Grunde. Sfar und Trondheim kreierten die Serie Ende der 90er-Jahre aus Lust und Laune. Oder besser: aus Frust und Laune. Denn bevor es "Donjon" gab, gab es "Troll" [...].

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