Sonntag, 11. März 2012
Garage geschlossen
Zum Tod von Moebius/Jean Giraud



Das Moebiusband verbindet zwei Seiten zu einer Oberfläche. So wie der Comickünstler Jean Giraud, den das topologische Wunderding zu seinem Künstlernamen Moebius inspirierte. Mühelos wechselte er zwischen traditionsbewussten Westerncomics ("Blueberry") und völlig losgelöster Avantgarde ("Arzach", "Die hermetische Garage"), wobei er beides mit derselben Perfektion zeichnete. Heute ist er mit 73 Jahren in Paris an Lymphdrüsenkrebs gestorben.

Etwas, das ich an Giraud besonders geschätzt habe (und was in der Moebius-Rezeption erstaunlich oft übersehen wird), ist sein lakonischer Humor.

Meine Lieblingsgeschichte über Giraud/Moebius geht so: Bei einer Comicveranstaltung in Kanada bittet ein Jugendlicher den Maestro, ihm etwas zu zeichnen. Sofort zaubert Moebius mit Bleistift eine fein ziselierte, verblüffend detailreiche Vision aufs Papier. Doch der Junge ist unzufrieden: "Können Sie's noch tuschen?" Moebius greift zu einem breiten Filzer – und schmiert dicke Zickzacklinien über das perfekte Bild. Dann sagt er zu dem völlig perplexen Bengel: "Nun, heute haben wir etwas gelernt, nicht wahr?"

Die Kreativen in aller Welt haben viel von Jean Giraud gelernt und sie werden das auch weiterhin tun. Moebius' Band hat kein Ende.

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