"The Boys [Bd. 1]: Spielverderber" von Garth Ennis
Superheld A-Train hat sich verlaufen.
Na, warte, wenn dich die Jungs erwischen!
Aus: "The Boys [Bd. 1]: Spielverderber"
(© 2006 Spitfire Productions, Ltd. and Darick Robertson;
dt. Ausg.: © 2007 Panini Verlags-GmbH)
"Quis custodiet ipsos custodes?", fragte der römische Satiriker Juvenal vor etwa 2000 Jahren, was so viel wie "Wer überwacht die Wächter?" bedeutet, aber auch unter deutschen Comic-Freunden eher in der englischen Variante bekannt ist: "Who watches the watchmen?"
In Alan Moores '86er Comic-Klassiker "Watchmen" (über eine Parallelwelt, in der Superhelden wirklich existieren) taucht diese Frage immer wieder als Graffito auf Hausmauern auf. Moore geht es letztlich um das Problem der Kontrolle absoluter Macht, und er impliziert dieselbe Antwort, die bereits 400 Jahre vor dem alten Römer Juvenal der alte Grieche Platon in seiner Staatslehre gab:
Nur allmächtige Wächter könnten allmächtige Wächter in ihre Schranken weisen.
Aber ach, wie schwierig und paradox das klingt! Da lob ich mir doch die im Herbst 2006 gestartete neue Serie von "Preacher"-Autor Garth Ennis und "Transmetropolitan"-Zeichner Darick Robertson. Who watches the watchmen? Die mit Bierfahne und kerligem Gelächter gebrüllte Antwort lautet dort ganz einfach: "The Boys"!
Angeführt von dem bulligen Briten Billy Butcher überwacht das Quintett im Auftrag der CIA die vermeintlich allmächtigen Superhelden und stutzt sie bei Bedarf nur allzu gern auf handliches Format zurecht. Was gar nicht so schwer ist. Denn erstens haben die meisten Superhelden dieses Paralleluniversums außer Prügeleien mit Superschurken nur Werbeverträge, Drogen und harten Sex im Kopf.
Und zweitens verfügen die "Boys", deren brutalstes Mitglied ausgerechnet "das Weibchen" ist, selbst über Superkräfte.
Womit wir wieder bei Platons und Moores Paradoxon wären: Wächter überwachen Wächter. Dieses vertrackte Problem scheint Ennis bislang nicht aufgefallen zu sein. Darüber könnte man sich glatt ärgern, würde man sich bei "The Boys" nicht so großartig amüsieren.