Freitag, 1. August 2008
Gut bis auf den Hut:
Die Eisner Awards 2008

Ah, das muss sie sein, die oft beschworene Schattenseite des Ruhms: Niemand traut sich mehr, dir zu sagen, dass du mit deinem neuen Deckel echt bescheuert aussiehst.

Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, wieso man Frank Miller am 25. Juli bei der Verleihung der Eisner Awards mit einem Hut ans Rednerpult ließ, der wohl an Will Eisners "Spirit" erinnern sollte, unter dem Miller aber wie ein meschuggener Waldschrat hervorlugte (Beweisstück A).

Falls jetzt aber jemand denkt: Du machst dich ja nur über den Miller lustig, weil du den Auftritt gern live gesehen hättest, dann liegt derjenige genau richtig. Die Verleihung der Comic-Oscars auf der Comic-Con in San Diego wurde dieses Jahr nämlich u. a. aus dem Werbe-Etat von Millers zur Weihnachtszeit anlaufender "The Spirit"-Verfilmung gesponsert. Der erste Trailer ließ wenig Gutes ahnen, der zweite ist immerhin schön poppig. Zwar hatte Meister Miller nicht die illustren Femmes fatales des Films dabei, aber immerhin Hauptdarsteller Gabriel Macht und dessen Film-Gegenspieler, den leibhaftigen Samuel L. Jackson.

Auch in anderer Hinsicht war's eine spannende Veranstaltung: [...]

[Weiterlesen?]

 Story-Link





Mittwoch, 17. Oktober 2007
Deutscher Sondermannweg
Am letzten Samstag (13.10.2007) wurde auf der Frankfurter Buchmesse bekanntlich der Comic-Preis "Sondermann" vergeben.

Wozu ich mir Folgendes nicht verkneifen kann: Um einen "Sondermann" abzuräumen, muss man wohl entweder populär oder lustig sein – wie in der Schule, wenn man nicht ständig verkloppt werden will.

Abgesehen von zwei reinen Jury-Auszeichnungen werden beim "Sondermann" ja fünf Publikumspreise vergeben. Dabei darf die Comic-Gemeinde unter je drei Top-Sellern in fünf Kategorien wählen. Durch dieses Abstimmungsverfahren kommt es zu interessanten Verwerfungen im Raum-Zeit-Gefüge: Die Auszeichnung von Reinhard Kleists Biografie "Cash – I See a Darkness" in der Kategorie "Comic – Eigenpublikation (national)" ist ja durchaus auf der Höhe der Zeit, aber: "Calvin & Hobbes" als bester "Comic – International"?!

Das soll ein Scherz sein, oder? Kurt Felix, tritt hervor!

Hey, bitte kein faules Obst mailen: Ich habe hier selbst die US-Gesamtausgabe von "C & H" stehen. Trotzdem: Bill Watterson hat 1995 den letzten "Calvin"-Strip gezeichnet – hängen wir wirklich so weit hinter der internationalen Entwicklung hinterher? Wohlgemerkt: Ich kritisiere hier nicht Fans, die für diesen Klassiker gestimmt haben, sondern nur das Nominierungsverfahren.

Auch die Jury-Auszeichnung des Titanic-Zeichnerduos "Rattelschneck" (= Marcus Weimer und Olav Westphalen) mit dem "Bernd Pfarr Sonderpreis für komische Kunst" kam zwar verdient, aber auch etwas spät.

Überraschend weit vorne finde ich allerdings, dass die Jury Dirk Schwieger als besten Newcomer ehrte: Sein Buch "Moresukine" erscheint just dieser Tage bei Reprodukt. Online begann Schwieger dieses gezeichnete Tokyo-Tagebuch aber schon im Januar 2006 und beendete es im Juli 2006. Seine intelligenten Beobachtungen und coolen Layout-Experimente kann man (auf Englisch) allerdings nach wie vor im Netz finden.

 Story-Link





Dienstag, 31. Juli 2007
"Ich danke Mama, Daddy und meinem Radiergummi –
  schluchz!"

Am Freitag, 27. Juli 2007, wurden auf der "Comic Con" in San Diego, Kalifornien, die "Eisner Awards" vergeben (benannt nach dem Comic-Übervater Will Eisner). Im Guten wie im Bösen könnte man sie als die "Sprechblasen-Oscars" bezeichnen: Einerseits berücksichtigt die Jury bei der Vergabe eher den Mainstream als Avantgarde und Randbereiche, andererseits kann man anhand der Auszeichnungen ablesen, in welche Richtung sich das Medium bewegt.

Während die Oscars aber von einer ganzen Akademie von Filmschaffenden vergeben werden, besteht die jedes Jahr wechselnde Eisner-Jury aus nur fünf Comic-Künstlern, -Herausgebern und -Kritikern. Mancher bemängelt, dass fast nie Comic-Theoretiker dabei sind, die sich wissenschaftlich mit dem Comic befassen. Doch bei aller berechtigten Kritik: Die Eisner-Jurys haben sich bislang wesentlich weniger Klöpse geleistet als die verkrustete "Academy of Motion Picture Arts and Sciences".

Die "Eisner-Awards" werden seit 1988 vergeben. Doch erst dieses Jahr wurde - reichlich verspätet - eine eigene Kategorie für den besten in den USA veröffentlichten Manga geschaffen. Besser spät als nie, das gilt auch für die deutlich gestiegene Zahl nominierter Frauen. Unter den 20 nominierten Damen findet sich neben der für ihren autobiographischen Comic-Roman "Fun Home" auch außerhalb der Szene gefeierten Alison Bechdel auch der erste Kinderstar der "Eisner Awards": die neunjährige Alexa Kitchen, Tochter des Undergroundzeichners und Verlegers Denis Kitchen und außerdem jüngste Eisner-Kandidatin aller Zeiten. Als Siebenjährige hatte sie das Handbuch "Drawing Comics Is Easy (Except When It's Hard" geschrieben und gezeichnet, das jetzt in der Kategorie "Best Publication for a Younger Audience" nominiert war (und das trotz wackeliger Orthographie tatsächlich viele verkorkste Erwachsenen-Zeichenbücher übertrifft).

Die folgende Liste der Nominierten und (fett hervorgehobenen) Gewinner in insgesamt 28 Kategorien habe ich teilweise kommentiert, sofern ich die jeweiligen Werke oder zumindest andere Arbeiten der ausgezeichneten Künstler kenne. Wer die Auflistung ohne meinen Senf lesen möchte, bekommt auf der "Comic Con"-Website die Nominierungen und Gewinner auch pur serviert.

[Weiterlesen?]

 Story-Link