Montag, 19. März 2007
Ich und du, Millers Coup
neurokomiker, 14:24h
Bei uns läuft sie erst am 5. April an, doch in den USA toppt die Adaption von Frank Millers graphic novel "300" derzeit schon die Kino-Charts – ein Film, der sich, wie bereits "Sin City", absolut devot an der Optik der Comic-Vorlage orientiert. Man fragt sich, ob Miller und dem Regisseur Zack Snyder (er hat das sehenswerte "Dawn of the Dead"-Remake gedreht) die Ironie bewusst ist: ein Loblied aufs Spartanische, inszeniert als opulentes Augenfutter.
"300" wird bei uns seit Monaten durch Trailer beworben. Ich kann mich an keine andere Kinovorschau erinnern, bei der im Publikum so viel gemurrt wurde ("Keine Angst, Rehlein, den schauen wir uns natürlich nicht an!"). Ich jedoch gehe davon aus, dass ich bei diesem martialischen Remmidemmi gepackt, aber breit grinsend, im Kino sitzen werde. Auf mich wirken Millers Comics, ob nun "The Dark Knight Returns", "Sin City" oder "300", meist ironisch: die grotesken Figuren, die übersteigerte Gewalt, die blumige Macho-Prosa.
Allerdings glaube ich, dass Miller zwar Humor besitzt, seine Stories aber keineswegs durchweg ironisch verstanden wissen möchte. In Interviews wirkt es eher so, als verstehe er seine gesamte Arbeit als Verbeugung vor antiken und modernen Mythen: dem Mythos Batman ("Dark Knight"), den klassischen Genrefiguren aus Film noir und Hardboiled-Literatur ("Sin City") oder eben den antiken Spartanern von "300".
Gleichzeitig scheint es ihm ziemlich egal zu sein, ob man ihn damit ernst nimmt. Miller ist kein Demagoge, sondern ein respektloser Träumer, ähnlich wie Robert Crumb. Aber während Miller von sex and crime fasziniert ist und eher narzisstisch agiert, bevorzugte Crumb Sex pur und sparte nicht mit Selbstironie.
Einen pointierten Kommentar zu Mr. Millers Neigungen gab es im Februar im Webcomic "Shortpacked!". (Normalerweise handelt "Shortpacked!" vom wunderlichen Personal eines Fachgeschäfts für Comic-Actionfiguren, ab und zu gibt es aber solche Ausflüge auf die Meta-Ebene.)
Schön frech und clever – wobei ich mich allerdings frage,vom wem Miller da eigentlich bedroht wird... Feministinnen? Genervte Comic-Intellektuelle? Verwandte seiner Frau?
P.S.: Die eingebaute Rechtschreibprüfung meiner Textverarbeitung "OpenOffice.org Writer" erkennt den Namen "Miller" nicht und schlägt stattdessen "Killer" vor. Sollte ich wohl mal drüber nachdenken...
"300" wird bei uns seit Monaten durch Trailer beworben. Ich kann mich an keine andere Kinovorschau erinnern, bei der im Publikum so viel gemurrt wurde ("Keine Angst, Rehlein, den schauen wir uns natürlich nicht an!"). Ich jedoch gehe davon aus, dass ich bei diesem martialischen Remmidemmi gepackt, aber breit grinsend, im Kino sitzen werde. Auf mich wirken Millers Comics, ob nun "The Dark Knight Returns", "Sin City" oder "300", meist ironisch: die grotesken Figuren, die übersteigerte Gewalt, die blumige Macho-Prosa.
Allerdings glaube ich, dass Miller zwar Humor besitzt, seine Stories aber keineswegs durchweg ironisch verstanden wissen möchte. In Interviews wirkt es eher so, als verstehe er seine gesamte Arbeit als Verbeugung vor antiken und modernen Mythen: dem Mythos Batman ("Dark Knight"), den klassischen Genrefiguren aus Film noir und Hardboiled-Literatur ("Sin City") oder eben den antiken Spartanern von "300".
Gleichzeitig scheint es ihm ziemlich egal zu sein, ob man ihn damit ernst nimmt. Miller ist kein Demagoge, sondern ein respektloser Träumer, ähnlich wie Robert Crumb. Aber während Miller von sex and crime fasziniert ist und eher narzisstisch agiert, bevorzugte Crumb Sex pur und sparte nicht mit Selbstironie.
Einen pointierten Kommentar zu Mr. Millers Neigungen gab es im Februar im Webcomic "Shortpacked!". (Normalerweise handelt "Shortpacked!" vom wunderlichen Personal eines Fachgeschäfts für Comic-Actionfiguren, ab und zu gibt es aber solche Ausflüge auf die Meta-Ebene.)
Schön frech und clever – wobei ich mich allerdings frage,vom wem Miller da eigentlich bedroht wird... Feministinnen? Genervte Comic-Intellektuelle? Verwandte seiner Frau?
P.S.: Die eingebaute Rechtschreibprüfung meiner Textverarbeitung "OpenOffice.org Writer" erkennt den Namen "Miller" nicht und schlägt stattdessen "Killer" vor. Sollte ich wohl mal drüber nachdenken...