Freitag, 25. Januar 2008
Gesundschlumpfen

Gegen das Altern hilft offenbar nur eines: fortwährend blau sein.

Die Schlümpfe jedenfalls, die dieses Jahr stramme 50 werden, sehen immer noch ziemlich frisch aus. Obwohl das halbe Jahrhundert erst am 23. Oktober voll wird, gibt es bereits jetzt eine mäßig informative "Happysmurfday"-Website.

Zudem geistern die belgischen Wichtel schon seit letztem Wochenende durch die deutschen Gazetten, u. a. weil die Schlumpfinenquote in einem neuen 3-D-Schlumpf-Film drastisch erhöht werden soll.

Der interessanteste Aspekt der Schlümpfe ist vielleicht, dass es ein "Schlumpf"-Prinzip oder eine Schlumpf-Idee zu geben scheint, ein egoistisches Schlumpf-Gen oder ein Schlumpf-Mem. Anders kann ich mir nicht erklären, weshalb offenbar das halbe Abendland auf Schlümpfe steht, allerdings in ganz unterschiedlichen Darreichungsformen.

Franzosen und Wallonen waren im Oktober 1958 sofort hin und weg, als der Zeichner Pierre Culliford alias Peyo seine Schtroumpfs erstmals im Comic-Magazin "Spirou" auftreten ließ, damals noch als Nebenfiguren in der Mittelalter-Abenteuerserie "Johan et Pirlouit" ("Johann und Pfiffikus").

In Deutschland fand man eher Gefallen an den von der schwäbischen Firma Schleich gefertigten Schlumpf-Plastikfiguren denn an den Comics. In den USA wiederum reüssierten the Smurfs vor allem als Trickfilmserie.

Hier nun meine hochnotpersönliche Schlumpf-Beichte:

Auch ich bin mit den "Schlumpf"-Comics nie wirklich warm geworden, obwohl ich den eleganten, schwungvollen Strich Peyos noch heute gern betrachte, zudem hatte Peyo als Ex-Trickfilmer fraglos ein feines Gespür für Tempo und Bewegung.

Jedoch häufte ich als Grundschüler eine Sammlung von schätzungsweise fünfzig Schlumpf-Figürchen an, die heute irgendwo auf dem elterlichen Dachboden der Wiederentdeckung und Entstaubung harren. Wenn ich mich recht entsinne, fand ich im ganzen Sortiment den politisch unkorrekten "Wilden Schlumpf" am coolsten – obwohl ich ausgerechet ihn nie besessen habe.

Ferner erinnere ich mich an einen Schlumpf, der ständig umfiel, das blöde Teil.

Zur selben Zeit besaß ich auch die Langspielplatte "Vader Abraham im Land der Schlümpfe", die ich – okay, ich geb's zu – wohl auch zwei-, dreimal abgespielt habe.

Sieben oder acht Jahre später, also Mitte der 80er, kursierten an unserem Gymnasium Fotokopien eines Liedes über die angebliche Libido von Peyos keuschen Kobolden, das dem "Lied der Schlümpfe" nachempfunden war, Herrn Abrahams 70er-Chartbreaker. Unser adoleszentes Vergnügen an dem Plagiat wurde seinerzeit weder durch die holprigen Reime noch die dilettantisch-pornografischen Illustrationen gemindert.

Wie gar nicht so wenige meiner Schulkameraden verehrte ich damals die Comics des Peyo-Freundes André Franquin ("Spirou und Fantasio", "Gaston" usw.). Darum radebrechte ich so um 1986 herum einen Brief an das franco-belgische Verlagshaus Dupuis zusammen und bat um biografische Information über den Meister. (Nur zur Erinnerung: Damals gab es noch keine Wikipedia oder Verlags-Homepages.) Und weil ich schon einmal dabei war, bat ich auch gleich noch um Infos über drei bis vier andere Dupuis-Zeichner.

Eine PR-Fee namens "Ghislaine" schickte dann tatsächlich einen dicken Umschlag mit kopiertem Material. Ich war sehr glücklich, damals. Die einzigen Details jedoch, an die ich mich noch heute erinnere, stammen aus einem langen Interview mit dem Erfinder der Schlümpfe. Ein Mitarbeiter der legendären, 1990 eingestellten Comic-Fachzeitschrift "Schtroumpf – Les Cahiers de la bande dessinée" hatte 1983 ein Interview mit Peyo geführt, nach dessen Schtroumpfs das Blatt ja auch offenkundig benannt war.

Leider habe ich die Seiten verbaselt, ich erinnere mich aber, dass der Interviewer irgendwann fragte, ob Peyo denn wisse, dass die französische Vokabel Schtroumpf im Deutschen eine Socke bezeichne.

Nein! Nicht möglich! (Großes Gelächter)

Und es komme, ja noch viel besser, meinte der polyglotte Comic-Journalist, diese Deutschen, die seien wirklich zu drollig, sie hätten sogar ein Wort, das noch mehr nach Peyos Zwergen klänge und noch viel besser passe. Es bedeute nämlich: "kleiner werden" und es laute:

"Schtroumpfen".

Bis heute meine Lieblings-Schlumpfgeschichte!