Donnerstag, 17. Januar 2008
Mitgeschnitten bei den Briten
neurokomiker, 00:59h
So langsam komme ich auf den Geschmack:
Internet-Radio ist ja echt 'ne feine Sache!
BBC Radio 4 sendete am 10. Januar ein schönes Porträt des US-Comic-Zeichners Garry Trudeau und seiner seit 1970 laufenden Zeitungsstrip-Serie "Doonesbury". Seine Mischung aus Soap und Politsatire brachte Trudeau 1975 als erstem Comic-Künstler einen Pulitzerpreis. Hierzulande erschienen 1983/84 zwei Sammelbänden bei Carlsen: für mich damals echte Augenöffner, faszinierend komplex und witzig. (Leider längst vergriffen, aber preiswert bei Ebay etc. zu bekommen.)
Weil der linksliberale Trudeau so ziemlich jedes US-Debakel von Watergate über Monica Lewinsky bis zur aktuellen Irakkrise gallig kommentiert, handelte er sich seit den frühen 70ern immer wieder Ärger mit Politikern ein - und nicht nur mit denen, wie man in dem BBC-Beitrag erfährt: "He's as funny as a tumor", lautete Frank Sinatras Kompliment an Trudeau, nachdem der ihn in einem "Doonesbury"-Panel im Kreise befreundeter Mafiosi gezeichnet hatte.
Momentan kann man der knapp halbstündigen Sendung noch auf der BBC-Website lauschen. Trudeau kommt darin ausführlich selbst zu Wort, das Gespräch fand in seiner New Yorker Wohnung statt.
Ein besonders interessantes Detail: Trudeau studierte gemeinsam mit einem gewissen George Walker Bush in Yale. Zu Trudeaus ersten veröffentlichten Zeichnungen zählen Cartoons über Bushs berüchtigte Studentenverbindung "Delta Kappa Epsilon": Während eines Aufnahmerituals wurden Studenten damals mit einem verbogenen Kleiderbügel Brandzeichen in die Haut gesengt, Trudeau illustrierte in der "Yale Daily News" einen Artikel über diese Sadomaso-Sitten.
Auf den Gedanken, dass Bush jr. jemals Präsident werden würde oder das auch nur wollte, wäre Trudeau allerdings nie gekommen, denn:
"he was pushing as hard as he could away from his father. [...] He did not want to be that person."