Freitag, 8. Februar 2008
Babylon Revisited
"Die Löwen von Bagdad" von Vaughan und Henrichon


Ein Tier-Comic, aber nichts für die Kleinen:
"Die Löwen von Bagdad"

(© 2006 Brian K. Vaughan and Niko Henrichon;
dt. Ausg.: © 2007 Panini Verlags-GmbH)


Eine wahre Geschichte: Im April 2003 entkamen während des Angriffs der US-Streitkräfte und ihrer Verbündeten auf Bagdad vier Löwen aus dem lokalen Zoo, irrten eine Zeit lang durch die Stadt und wurden schließlich von G.I.s erschossen, als zwei der Tiere die Soldaten angriffen.

Sehr viel mehr passiert auch nicht im Comic-Roman "Pride of Baghdad" (DC/Vertigo), der von dieser Meldung inspiriert wurde und der Ende 2007 als "Die Löwen von Bagdad" bei Panini auf deutsch erschienen ist. Einige dichterische Freiheiten hat sich der Szenarist Brian K. Vaughan ("Y – The Last Man", "Ex Machina") aber herausgenommen – etwa jene, die vier Löwen sprechen zu lassen. [...]

[Weiterlesen?]

 Story-Link





Freitag, 25. Januar 2008
Gesundschlumpfen

Gegen das Altern hilft offenbar nur eines: fortwährend blau sein.

Die Schlümpfe jedenfalls, die dieses Jahr stramme 50 werden, sehen immer noch ziemlich frisch aus. Obwohl das halbe Jahrhundert erst am 23. Oktober voll wird, gibt es bereits jetzt eine mäßig informative "Happysmurfday"-Website.

Zudem geistern die belgischen Wichtel schon seit letztem Wochenende durch die deutschen Gazetten, u. a. weil die Schlumpfinenquote in einem neuen 3-D-Schlumpf-Film drastisch erhöht werden soll.

Der interessanteste Aspekt der Schlümpfe ist vielleicht, dass es ein "Schlumpf"-Prinzip oder eine Schlumpf-Idee zu geben scheint, ein egoistisches Schlumpf-Gen oder ein Schlumpf-Mem. Anders kann ich mir nicht erklären, weshalb offenbar das halbe Abendland auf Schlümpfe steht, allerdings in ganz unterschiedlichen Darreichungsformen.

Franzosen und Wallonen waren im Oktober 1958 sofort hin und weg, als der Zeichner Pierre Culliford alias Peyo seine Schtroumpfs erstmals im Comic-Magazin "Spirou" auftreten ließ, damals noch als Nebenfiguren in der Mittelalter-Abenteuerserie "Johan et Pirlouit" ("Johann und Pfiffikus").

In Deutschland fand man eher Gefallen an den von der schwäbischen Firma Schleich gefertigten Schlumpf-Plastikfiguren denn an den Comics. In den USA wiederum reüssierten the Smurfs vor allem als Trickfilmserie.

Hier nun meine hochnotpersönliche Schlumpf-Beichte: [...]

[Weiterlesen?]

 Story-Link





Samstag, 19. Januar 2008
Nach mehrwöchiger Lektüre von "Bild"-Schlagzeilen...

...fällt mir auf:

Der Comic ist das Migrantenkind unter den Medien. Er gilt per se erst einmal als brutal, gefühllos, unreif und insgesamt schwer in die Norm integrierbar.

Um in Deutschland (allerdings: nicht nur hier) zu gesellschaftlicher Anerkennung zu gelangen, muss er deutlich intelligenter und/oder schöner sein als der Durchschnitt.

 Story-Link





Donnerstag, 17. Januar 2008
Mitgeschnitten bei den Briten

So langsam komme ich auf den Geschmack:

Internet-Radio ist ja echt 'ne feine Sache!

BBC Radio 4 sendete am 10. Januar ein schönes Porträt des US-Comic-Zeichners Garry Trudeau und seiner seit 1970 laufenden Zeitungsstrip-Serie "Doonesbury". Seine Mischung aus Soap und Politsatire brachte Trudeau 1975 als erstem Comic-Künstler einen Pulitzerpreis. Hierzulande erschienen 1983/84 zwei Sammelbänden bei Carlsen: für mich damals echte Augenöffner, faszinierend komplex und witzig. (Leider längst vergriffen, aber preiswert bei Ebay etc. zu bekommen.)

Weil der linksliberale Trudeau so ziemlich jedes US-Debakel von Watergate über Monica Lewinsky bis zur aktuellen Irakkrise gallig kommentiert, handelte er sich seit den frühen 70ern immer wieder Ärger mit Politikern ein - und nicht nur mit denen, wie man in dem BBC-Beitrag erfährt: "He's as funny as a tumor", lautete Frank Sinatras Kompliment an Trudeau, nachdem der ihn in einem "Doonesbury"-Panel im Kreise befreundeter Mafiosi gezeichnet hatte.

Momentan kann man der knapp halbstündigen Sendung noch auf der BBC-Website lauschen. Trudeau kommt darin ausführlich selbst zu Wort, das Gespräch fand in seiner New Yorker Wohnung statt.

Ein besonders interessantes Detail: Trudeau studierte gemeinsam mit einem gewissen George Walker Bush in Yale. Zu Trudeaus ersten veröffentlichten Zeichnungen zählen Cartoons über Bushs berüchtigte Studentenverbindung "Delta Kappa Epsilon": Während eines Aufnahmerituals wurden Studenten damals mit einem verbogenen Kleiderbügel Brandzeichen in die Haut gesengt, Trudeau illustrierte in der "Yale Daily News" einen Artikel über diese Sadomaso-Sitten.

Auf den Gedanken, dass Bush jr. jemals Präsident werden würde oder das auch nur wollte, wäre Trudeau allerdings nie gekommen, denn:
"he was pushing as hard as he could away from his father. [...] He did not want to be that person."

 Story-Link





Mittwoch, 9. Januar 2008
WWWashington!


Heiliger Lachsack: Religionsunterricht à la Brad Neely
(© Brad Neely/Super Deluxe)


Okay, zuerst die kurze, heitere Version:

Vor wenigen Tagen stieß ich auf Umwegen (siehe "die lange, tragische Version") auf Brad Neelys atemberaubend komische Web-Trickfilmserie "The Professor Brothers":

Die US-Dozenten Frank und Steve (beide gesprochen von Neely) halten exzentrische Vorlesungen ("Bible History #1", "History Lesson #1"), betätigen sich karitativ im Strafvollzug ("Prisoner Christmas") und erleben amouröse Abenteuer nach Feierabend ("Late Date"). Neelys krude Animation macht die Filmchen sogar noch komischer.

Also: viel Spaß!

So. Nun die lange, tragische Version:

Ende Dezember mailte mir ein lieber Kollege einen Link zur einer Bestenliste des Online-Magazins "Nerve": die besten "Viral Videos" 2007.

In dieser Auswahl famoser bis infamer YouTube-Clips fand ich neben belanglosen "Skandal"-Szenen aus US-Talkshows viel Lustiges und Schönes, darunter eine sexy Liebeserklärung an Obama (Platz 18), eine subversive Gesangsdarbietung von Harry-Potter-Handpuppen (Platz 16), eine fröhlich mit ihren (bekleideten) Brüsten spielende Heidi Klum (Platz 8) und den bereits semi-berüchtigten Will-Ferrell-Kurzfilm "The Landlord" (Platz 1).

Am meisten begeistert hat mich aber Brad Neelys Zeichentrick- Musikvideo "George Washington" (Platz 15). Neely, Zeichner der "Creased Comics"-Webcartoons, Musiker und Animator, besingt darin den ersten US-Präsidenten:angeblich zwölf Stockwerke hoch und aus Kernkraft gemacht, Erfinder des Kokains und mit vier bis dreißig Dödeln ausgestattet (Neely scheint sich da nicht so sicher zu sein).

Wenige Tage später – ich hatte inzwischen im ganzen Büro für "dieses irre lustige Video" getrommelt – war das Ding nicht mehr da! Wer bei YouTube die Suchbegriffe "George Washington" und "Brad Neely" eingab, gelangte zu einem anderen, arg nüchternen Clip: Unterlegt mit Neelys "Washington"-Song, erschienen Texttafeln, die erklärten, warum man "George Washington" bei YouTube fürderhin nicht mehr finden würde.

Die dort referierte Geschichte ist freilich schon etwas älter, auch Neely hat sich dazu geäußert, bevor das Originalvideo gesperrt wurde:

Brad Neely hatte seinen "Washington"-Clip anno 2006 bei der Indie-Veranstaltung "Spike and Mike’s Twisted Film Festival" eingereicht und dafür ein Honorar von 250 Dollar erhalten. Bei der Unterzeichnung des Festivalvertrags übersah er jedoch das Kleingedruckte und übertrug die Rechte am künftigen Kult-Clip für das magere Entgelt komplett an die Veranstalter Craig "Spike" Decker und Mike Gribble.

Dazu Neely auf "chiefmag.com": "When I tried to fix the problem they would not talk to me. It’s my fault. I didn’t read what I signed. But God, nice guys, let me tell ya." Die netten Jungs bestanden dann Ende 2007 darauf, dass "George Washington" bittschön nicht mehr für lau auf "YouTube" laufen dürfe.

Wenige Tage später war dann selbst diese Online-Erklärung nicht mehr auf YouTube zu finden. An Neelys Geniestreich erinnert dort nur noch ein dilettantisches Filmchen, in dem betrunkene junge Menschen die schönsten Stellen aus Neelys "George Washington" und der bereits bereits erwähnten Bibelstunde der "Professor Brothers" vortragen.

Alles ziemlich traurig.

Immerhin: Durch den Internet-Rummel um "Washington" gelangte Neely zu seinem wesentlich besseren Deal mit der Internet-Spaßkeks-TV-Site "Superdeluxe.com", wo nun u. a. seine Professorenbrüder wertvolle Aufklärungsarbeit leisten.

Und nur so nebenbei: Wer bei einer alternativen Videoplattform wie "Poe TV" die Suchbegriffe "Brad Neely" und "George Washington" eintippt, der stößt auch immer noch ziemlich rasch auf Neelys Klassiker.

Bislang jedenfalls.

 Story-Link