Freitag, 5. September 2008
"Heiliges post-postmodernes Superheldenkino, Batman!"

Nach gefühlten hundert Wochen habe ich's am Donnerstagabend endlich ins Kino geschafft und mir "The Dark Knight" angesehen.

Da klügere Leute als ich bereits gefühlte tausend Kritiken zu Christopher Nolans Film veröffentlicht haben, beschränke ich mich an dieser Stelle auf zehn Impressionen:

  1. Mein absoluter Lieblings-Gag: der "Bleistift-Trick". Sollte mich wohl wirklich mal wieder in Therapie begeben.

  2. Ist/War der Ledger klasse! Spätestens nach der Bleistift-Nummer vergaß ich die ganzen Exitus-Schlagzeilen und schaute einfach nur noch einem guten Schauspieler bei der Arbeit zu.

  3. Aaron Eckhart – immer 'ne Freude. Nicht so brillant wie in "Thank You for Smoking", aber fast zu gut, um nur die dritte Geige zu spielen.

  4. Es fing zwar schon bei "Stranger Than Fiction" an, aber irgendwie kann ich es immer noch nicht fassen, dass ich Maggie Gyllenhaal sexy finde. Bin ich jetzt erwachsen, Vati?

  5. Och, nee, diese ganz doll böse Batman-Stimme hat mich schon in "Batman Begins" genervt!

  6. Die erste Erpresserszene: Endlich mal wieder ein richtig schöner Morgan-Freeman-Moment.

  7. Ja, ja, alles toll fotografiert. Aber ich vermisse den Gothic-Look aus Tim Burtons Filmen und den Trickserien. Die neue Batcave sieht ja aus wie ein leer geräumtes Callcenter.

  8. Holla, die Action knallt aber besser als in "Batman Begins"! Bei der Truck-vs.-Bike-Szene gab es im Kino Szenenapplaus, obwohl so ein Salto ja bereits im unterschätzten "Terminator 3" zu sehen gewesen war.

  9. Ich will auch so'n Batpod! (Habe leider nur "Führerschein drei", aber Batman hält sich ja auch nicht an Regeln.)

  10. So, einen Tag später blubbert das Adrenalin ja nicht mehr ganz so laut, also analysiere ich mal ein bisschen drauf los. Im Vorfeld hatte ich mehrfach gelesen und gehört, "The Dark Knight" sei im Kern gar keine Comic-Verfilmung mehr, sondern erfinde den "Batman"-Kosmos völlig neu. Das stimmt. Und dann doch wieder nicht.

    Einerseits hat Nolan nicht nur allen bunten Klimbim über Bord gekippt, er hat auch die Vaudeville-Attitüde des Superheldengenres durch abgründige Psychopathologie ersetzt und das ganze durch eine Art Sci-Fi-Realismus™ geerdet.

    Andererseits tut Nolan dabei aber nur, was in guten Superhelden-Comics längst üblich ist: Ähnlich wie Alan Moore in "V for Vendetta" oder "Watchmen" verwendet Nolan in "The Dark Knight" Pulp-Motive, um moralphilosophische Fragen zu erörtern. Dabei nutzt er speziell im letzten Akt intelligent den von den Comics aufgebauten Ikonen-Charakter des "Batman"-Personals: Batman als fragwürdiger Repräsentant der "Ordnung", der Joker als seltsam durchgeplantes Chaos und der arme "Two Face" genau dazwischen, psychisch wie physisch entzwei.